In vielen Medien werden Cannabidiol und weitere Cannabisprodukte als der letzte Hype ausgerufen, wobei die Berichte gerne so tun, als wäre der medizinische Nutzen der Hanfpflanze gerade erst entdeckt worden. Das ist natürlich falsch, denn die Pflanze an sich wurde bereits vor tausenden Jahren zu Heilzwecken eingesetzt. Was, zumindest in Deutschland, neu ist, ist, dass die THC-haltigen Produkte der Pflanze heute von Ärzten verschrieben werden dürfen. Und hier liegt der nächste Fehler auf dem Rezeptzettel: Verschreibungspflichtig sind nur die Mittel, die den Wirkstoff THC enthalten. CBD, also Hanfölextrakt oder auch reines Hanföl sind frei verkäuflich. Aber was hat es damit auf sich und wirkt das Mittel wirklich? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.
Was ist CBD?
Cannabidiol wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen und gilt als nicht-psychoaktiver Stoff. In dem frei verkäuflichen Öl oder Extrakt ist kein THC enthalten, sodass es sich nicht auf die Psyche auswirkt und gewiss nicht mit Marihuana verglichen werden kann. Einige Fakten im Überblick:
- Anbau – Nutzhanf, der reich an CBD ist, unterliegt dem legalen Anbau, da er nur einen ganz geringen Anteil THC aufweist.
- Ernte – das Cannabidiol befindet sich in den Blüten sowie im oberen Pflanzendrittel. Diese Teile sind für die Gewinnung von CBD als Heilmittel also besonders interessant.
- Gewinnung – um das Cannabidiol zu gewinnen, wird es aus den Pflanzenteilen extrahiert oder Pflanzenteile werden in Öl eingelegt. Die Extraktion kann auf verschiedene Weisen erfolgen, doch sind Co2-Extraktionen aufgrund ihrer fehlenden Hitzebelastung besonders sinnvoll.
CBD steht in keinem Zusammenhang mit den Mitteln, die Ärzte mittlerweile verschreiben dürfen. In dem verschreibungspflichtigen medizinischen Marihuana ist das psychoaktive THC in größeren Mengen enthalten, dass hier tatsächlich von einem legalen Rausch gesprochen werden kann.
Wie wirkt der Stoff?
Die meisten Patienten, die Medikamente oder Heilkräuter einnehmen, sind überwiegend an der Wirkung interessiert, nicht aber daran, wie das Medikament eigentlich die Wirkung erzielt. Bei Cannabidiol ist das häufig anders, denn hier wird doch gerne hinterfragt. Problematisch ist, dass Cannabisprodukte so lange in die Drogenszene geschoben wurden, dass die Wissenschaft sich zwar mit den Suchmechanismen und den Auswirkungen von THC beschäftigt hat, nicht aber mit den anderen Inhaltsstoffen. Daher gibt es bei CBD aktuell mehrere Wirkungsansätze, die bereits erforscht wurden, nicht jedoch eine allgemeine Meinung:
- Radikalfänger – die Cannabinoide scheinen eine Eigenschaft zu besitzen, die freie Radikale einfängt und die Zellen schützt.
- Stimulierung – ähnlich wie Capsaicin stimuliert CBD den Vanilloid-Rezeptor, was in einer schmerzlindernden Wirkung endet.
- Hemmung – CBD setzt sich an den Nucleosid-Transporter-1 und wirkt sich so stärkend auf den Weg des Adenosins aus, wodurch es zu einer größeren Ausschüttung an Noradrenalin und Adrenalin kommt. Hierdurch können auch Entzündungen eingeschränkt werden.
- Entzündungen – Cannabinoide setzen sich an den GPR55-Rezeptor und verstärkt so noch einmal die entzündungshemmende Wirkung.
Welche Anwendungen sind sinnvoll?
Grundsätzlich ist natürlich die Frage, für welche Zwecke CBD geeignet ist und bei welchen Erkrankungen es hilft. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass auch Heilmittel aus der Hanfpflanze keine Wundermittel sind und eine herkömmliche Therapie nicht ersetzen. Eine schwere Erkrankung muss stets konventionell abgeklärt und behandelt werden. Als zusätzliche Hilfe oder in Fällen, in denen sonst nichts geholfen hat, ist CBD natürlich geeignet:
- Schmerzen – bei chronischen Schmerzen wird CBD immer häufiger verwendet. Viele Betroffene haben praktisch schon alles durch, was es an Behandlungsmethoden gibt und leiden weiterhin unter Schmerzen. Cannabisöl hemmt die Schmerzen, da sich die Inhaltsstoffe an bestimmte Rezeptoren setzen. In der Folge wird der Schmerzreiz verringert. Betroffene können teils sogar ihre herkömmlichen Medikamente herabdosieren.
- Nebenwirkungen der Chemotherapie – eine Chemotherapie ist bei Krebserkrankungen oft unumgänglich, doch vielen Patienten geht es während der Behandlung bedeutend schlechter, als je zuvor. CBD kann die Nebenwirkungen massiv lindern und somit helfen, gut durch die Behandlung zu kommen. Die verringerten Nebenwirkungen wirken sich natürlich auch auf die Psyche und Kraft des Patienten aus, sodass es einfacher fällt, die Behandlung zu überstehen. Der Einsatz von CBD sollte jedoch mit dem Arzt besprochen werden.
- Multiple Sklerose – bei vielen Problemen, die mit dieser Erkrankung einhergehen, wirkt sich CBD sinnvoll aus. Dasselbe gilt übrigens für Personen, die unter spastischen Lähmungen, Muskelermüdung oder auch Epilepsie leiden.
- Alzheimer – eine neue Studie besagt, dass CBD bei Alzheimer helfen könnte. Die Inhaltsstoffe des Öls könnten wohl den degenerativen Prozess, der das Gehirn befällt, verlangsamen oder gar stoppen.
Ein weiteres Feld, bei dem Cannabinoide helfen, betrifft psychische Erkrankungen:
- Angststörungen – hier wirkt das Mittel auf die Cannabinoid-Rezeptoren im Hirn ein. Die Rezeptoren steuern das Schlafverhalten, aber auch das Stresszentrum. Durch CBD werden die Rezeptoren so angesprochen, dass emotionale Krisen und Ängste sich weniger stark ausprägen können, da auch der Blutdruck und die Herzfrequenz ruhiger gehalten werden können. In der Folge wirkt sich eine für den Betroffenen beängstigende Situation nicht so schwerwiegend aus, dass es zu einer Panikfunktion kommt.
- Beruhigung – bei Zwängen, psychisch empfundenem Stress, Stimmungsschwankungen und emotionaler Instabilität zeigt sich CBD so effektiv, dass Betroffene teils ihre Psychopharmaka niedriger dosieren können.
- Depression – bei Depressionen ist mittlerweile zwar auch das verschreibungspflichtige THC als Medikament anerkannt, doch bevor es so weit kommt, können Betroffene es mit CBD probieren. Dauerhaft eingenommen wirkt es beruhigend und stimmungsausgleichend, sodass die depressiven Phasen weniger drastisch ausfallen.
Wer bereits medikamentös eingestellt ist, aber darüber nachdenkt, CBD zu probieren, sollte vorab mit seinem behandelnden Psychologen reden. Je nach verschriebenen Psychopharmaka könnte eine Medikamentenanpassung notwendig sein, da Psychopharmaka teils auf dieselben Rezeptoren wirken.
Fazit – mal über den Tellerrand schauen
Bei CBD ist es angebracht, mal über den Tellerrand zu schauen und Vorurteile, die rein auf den Begriff Cannabis beruhen, beiseitezulegen.
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