Was tun bei Pflegebedürftigkeit?

    Wer für das Alter vorsorgt, muss sich um weit mehr kümmern, als um die finanziellen Mittel. Nur die wenigsten Menschen haben das Glück, alt zu werden, aber dabei bis ins hohe Alter gesund und mobil zu bleiben. Beim Großteil stellt sich leider irgendwann die Pflegebedürftigkeit ein, die für einen selbst und das Umfeld gewaltige Einschnitte bedeutet. In jungen Jahren möchten die meisten Menschen verständlicherweise nur ungern über dieses Thema nachdenken, doch ist es durchaus sinnvoll, sich auch hiermit zu beschäftigen. Immerhin kann niemand voraussagen, was Pflegebedürftigkeit für einen selber bedeutet. Es gibt Abstufungen, verschiedenen Optionen und natürlich die Frage, wie eine Pflege zu finanzieren ist.

    Die finanzielle Seite

    Sollte sich bis zur eigenen Pflegebedürftigkeit nicht etwas Grundlegendes ändern, bleibt der Fakt bestehen, dass kein Pflegegrad ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, um die Pflege zu bezahlen. Die Gelder, die im Rahmen des Pflegegelds bezahlt werden, reichen in den meisten Fällen nur zu einem Teil der Kostenübernahme aus. Gerade die Unterbringung im Heim oder 24-Stunden-Pflegekräfte übersteigen das Pflegegeld:

    • Pflegegrad 1 – bei diesem Grad werden nur zweckgebundene Entlastungsbeträge in Höhe von 125,00 Euro gezahlt.
    • Pflegegrad 2 – ist die eigene Selbstständigkeit eingeschränkt und können sich Betroffene beispielsweise nicht mehr selbst waschen, kommt dieser Pflegegrad in Betracht. Es werden für die ambulante Pflege 316,00 Euro gezahlt, hinzu kommen Gelder für Sachleistungen und ein Entlastungsbetrag. Handelt es sich um eine stationäre Pflege, werden 770,00 Euro gezahlt.
    • Pflegegrad 3 – für diesen Pflegegrad muss die Selbstständigkeit sehr stark eingeschränkt sein. Die Gelder erhöhen sich, die ambulante Geldleistung beträgt beispielsweise 545,00 Euro, der stationäre Betrag 1.262 Euro.
    • Pflegegrad 4 – die Fähigkeiten des Betroffenen sind massiv eingeschränkt. Mit 1.775 Euro wird die stationäre Pflege bezuschusst, für ambulante Dienste gibt es 728 Euro.
    • Pflegegrad 5 – dies sind die Härtefälle. Wieder erhöhen sich die Geldleistungen.

    In allen Fällen werden für ambulante Dienste Sachleistungen in verschiedenen Höhen genehmigt, auch bleibt der ambulante Entlastungsbetrag. Liegt Demenz vor, gibt es noch Pflegegeldzusätze.

    Es muss natürlich überlegt werden, ob eine ambulante oder stationäre Pflege gewünscht ist. Und die Entscheidung fällt nicht leicht, wie die folgenden Abschnitte zeigen.

    Ambulante Pflege

    Die ambulante Pflege hat natürlich wunderbare Vorteile. Kein Wunder also, dass sich viele Senioren genau diese Form wünschen:

    • Zu Hause – die ambulante Pflege ermöglicht es den Betroffenen, im eigenen Heim leben zu können und zu Hause alt zu werden. Senioren werden nicht aus ihrer Umgebung gerissen, können weiterhin freien Kontakt mit Freunden haben und, soweit es die Gesundheit zulässt, ihren gewöhnlichen Aktivitäten beiwohnen.
    • Sicherheit – viele Senioren fühlen sich sicherer, wenn sie zu Hause bleiben. In Verbindung mit Notrufknöpfen und anderen Systemen sind Betroffene auch abgesichert, wenn sie alleine sind.
    • Günstiger – je nach Pflegedienst, Pflegegrad und Bedürftigkeit müssen weder Betroffene noch Angehörige an die Ersparnisse gehen.
    • 24-Stunden möglich – wer die häuslichen Voraussetzungen hat, der kann eine 24-Stunden-Pflege beauftragen. Hierbei wohnt die Pflegekraft dauerhaft im Haus des Betroffenen und stellt die Versorgung sicher. Diese Angebote übersteigen jedoch die Pflegegelder, wobei es auch hier günstige Anbieter gibt und solche, die deutlich höhere Entgelte abrechnen.

    Die ambulante Pflege hat jedoch, sofern es sich nicht um eine dauerhaft anwesende Pflegekraft handelt, erhebliche Nachteile:

    • Betreuung – bei der ambulanten Pflege kommen zwei bis drei Mal täglich Pflegekräfte ins Haus des Betroffenen und betreuen ihn. Die Betreuung beschränkt sich jedoch massiv auf die Leistungen des Pflegegrads. Die Kräfte stehen unter Zeitdruck und ein Besuch dauert nicht selten weniger als zehn Minuten.
    • Zusatzkosten – die meisten Senioren, die zwar mit einer ambulanten Pflege auskommen, haben noch weitere Bedürfnisse, die nicht vom Pflegedienst befriedigt werden können. Oftmals müssen Essensdienste beauftragt werden, damit regelmäßig warme Mahlzeiten zur Verfügung stehen. Können Angehörige die Aufgaben nicht übernehmen, werden Haushalts- oder Einkaufshilfen benötigt. Auch die Arztbesuche müssen geregelt werden.
    • Anstrengend – bei stärkerer Pflegebedürftigkeit, aber schon bei den unteren Pflegegraden dürfen Angehörige nicht unterschätzen, welche Aufgaben auf sie zukommen. Die Pflege zu Hause bedeutet nämlich auch, dass Angehörige einen großen Anteil an ihr haben.

    Pflegeheime

    Ist die Pflegebedürftigkeit so groß oder können Angehörige nicht sicherstellen, dass die Pflege zu Hause funktioniert, bleibt oft nur das Pflegeheim als Lösung. Hier sollte niemand Hals über Kopf entscheiden, sondern sich unbedingt verschiedene Heime anschauen und erst im Anschluss eine Entscheidung treffen. Ist es möglich, sollte die Entscheidung natürlich beim Betroffenen liegen. Viele Heime bieten das Probewohnen an, also eine Kurzzeitpflege, während derer sich Senioren das Heimleben einmal anschauen können. Die Vorteile von Pflegeheimen:

    • Betreuung – Senioren werden im Pflegeheim in allen Belangen betreut. Beginnend bei der Hilfe beim Waschen, über Mahlzeiten bis hin zur Unterhaltung findet alles vor Ort statt.
    • Sicherheit – Senioren stürzen häufig. Mit Notfallknöpfen lässt sich zwar eine Absicherung schaffen, doch legen viele Senioren die Knöpfe in der Nacht ab – und stürzen dann auf dem Weg ins Bad. In einem Heim ist ständig jemand vor Ort, sodass Betroffene nicht erst lange auf Hilfe warten müssen.
    • Unterhaltung – für nicht-bettlägerige Senioren gibt es diverse Unterhaltungsangebote direkt im Heim. Oftmals werden bunte Abende veranstaltet, Kaffeetrinken oder auch Ausflüge.

    Und die Nachteile?

    • Kosten – ein Teil der Kosten für das Pflegeheim muss immer selbst getragen werden. Reicht die Rente nicht, wird das Ersparte aufgebraucht, erst im Anschluss kommen soziale Gelder infrage. Je nach Falllage werden auch die Angehörigen mit in die Kostenübernahme einbezogen.
    • Leistungen – nicht jedes Heim hält, was es verspricht. Daher müssen Angehörige auch nach der Unterbringung immer genau hinschauen.
    • Umfeldverlust – viele Senioren fühlen sich ins Heim abgeschoben. Zudem werden sie natürlich ihrem eigentlichen Umfeld entrissen und haben teilweise große Probleme, sich auf das Heimleben einzulassen.

    Fazit – die schwerste Entscheidung

    Für sich selbst oder für einen Angehörigen zu entscheiden, wie die Altenpflege aussehen soll, gehört vermutlich zu den schwersten Entscheidungen im Leben. Jegliche Möglichkeit hat Vor- und Nachteile, doch kann zu keiner objektiv geraten werden. Es macht Sinn, sich lange vor der eigenen Pflegebedürftigkeit mit der Thematik auseinanderzusetzen und schriftlich festzuhalten, was man selbst wünscht – und ausschließt.

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