Zöliakie: Ursachen – Symptome – Behandlung

    Zöliakie ist eine chronische, nicht-infektiöse Darmerkrankung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten kann. Die Ursachen von Zöliakie liegen in einer Unverträglichkeit auf Gluten, dem in allen gängigen Getreidesorten enthaltenen Klebereiweiß und einer daraus resultierenden Schädigung der Schleimhaut des Dünndarms, die die Verdauungsfunktionen stark beeinträchtigt. Eine erfolgreiche Behandlung der Zöliakie besteht nach heutigem medizinischem Forschungsstand ausschließlich in einer strengen glutenfreien Diät.

    Ursachen der Zöliakie

    Die durch die Glutenintoleranz ausgelöste Krankheit wird als eine Mischform zwischen Autoimmunerkrankung und Allergie definiert. Die genauen Ursachen von Zöliakie sind noch nicht gänzlich erforscht, neuesten Erkenntnissen zufolge zeigt sich bei den Betroffenen jedoch eine Durchlässigkeit der Darmwand. Die teilweise unverdauten Glutenmoleküle passieren diese und lösen eine Immunreaktion aus.

    Die in den Gluten enthaltenen Aminosäuren Glutamin und Prolin werden an sogenannte Histokompatibilitätsantigene an der Oberfläche der Schleimhautzellen im Dünndarm gebunden. Diese vom Immunsystem gebildeten Antikörper zerstören nicht nur diese Aminosäuren, sondern fälschlicherweise auch die Darmepithelzellen, wodurch es zu einem Rückgang der Dünndarmzotten, den kleinen Verwölbungen an der Oberfläche der Darmschleimhaut kommt. Durch diese entzündlichen Abbauprozesse entsteht eine sogenannte Zottenatrophie, die bedingt, dass Nahrungsbestandteile vom Körper nicht mehr vollständig verwertet werden können. Die Folgen der beeinträchtigten Darmfunktionen reichen von Verdauungsproblemen, Schmerzen bis hin zu schwerer Mangelernährung.

    Risikofaktoren und Häufungen

    Die Krankheit tritt hauptsächlich bei Kindern gegen Ende ihres ersten Lebensjahres und Erwachsenen im vierten Lebensjahrzehnt auf. Da es oft zu Häufungen bei Familienmitgliedern ersten Grades kommt, zählt eine genetische Prädisposition zu den häufigsten Ursachen der Zöliakie. Etwa ein Viertel der Bevölkerung trägt die Histokompatibilitätsantigene in sich, jedoch nur ein Bruchteil dieser Menschen entwickeln diese Krankheit. Daher wird von Forschern angenommen, dass weitere Risikofaktoren als Ursachen der Zöliakie ausschlaggebend sind. Es wird vermutet, dass noch unerforschte Gene sowie Umwelteinflüsse, Infektionen wie beispielsweise durch den Candida-Pilz, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress an der Entstehung einer Glutenunverträglichkeit im Erwachsenenalter beteiligt sind. Bei Kindern hängt die Krankheit stark mit dem Zeitpunkt der Beikost-Einführung und der Dauer der Stillzeit zusammen.

    Symptome und Verlauf

    Zöliakie bei Kleinkindern

    Bei Kleinkindern sind die Symptome, die auf eine Glutenintoleranz hinweisen, in der Regel deutlich zu erkennen. Wochen oder Monate, nachdem von Milchnahrung auf Getreidebrei umgestellt wurde, zeigen sich erste Anzeichen wie regelmäßiges Erbrechen, abnormaler Stuhl und Misslaunigkeit. In weiterer Folge kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten und Anämie, dünnen Gliedmaßen und einem geblähten, vorgewölbten Bauch. Wird die Krankheit nicht behandelt, drohen ernsthafte Gedeihstörungen, die das Längenwachstum negativ beeinflussen und dadurch zu Kleinwuchs führen.

    Zöliakie bei Erwachsenen

    Die bei Erwachsenen auch „Einheimische Sprue“ genannte Krankheit tritt in unterschiedlichen Schweregraden auf und äußert sich in teilweise unspezifischen Symptomen wie chronischer Müdigkeit, allgemeinem Krankheitsgefühl, gelegentlichem Erbrechen, Gewichtsverlust sowie Schmerzen in der Bauchregion, in den Muskeln und Gelenken. Auch psychische Probleme wie Depressionen, Nervosität oder Konzentrationsstörungen können auftreten. Bei etwa zehn Prozent der betroffenen Erwachsenen kommt es zum Ausbruch der Autoimmun-Hautkrankheit Dermatitis herpetiformis Duhring, die sich durch an Herpesbläschen erinnernde Quaddeln auf unterschiedlichsten Körperstellen äußert.

    Da die Nährstoffverwertung des Körpers beeinträchtigt ist, kann es durch Kalziummangel zu Osteoporose und Zahnverfall, durch Eisenmangel zu Anämie kommen. Durch eine eingeschränkte Fettverdauung ist auch glänzender, übel riechender und oft chronischer Durchfall ein Anzeichen für die einheimische Sprue. Manche Betroffene zeigen hingegen auch bei einer vollständigen Zottenatrophie keinerlei Symptome. In solchen Fällen sprechen die Mediziner von der silenten Form der Erkrankung. Die Behandlung einer Zöliakie muss unmittelbar nach der Diagnose erfolgen, da die Krankheit das Risiko für Diabetes, Magen-Darm-Krebs und das Non-Hodgkin-Syndrom, eine Form von Lymphknotenkrebs drastisch erhöht. Auch eine Laktoseintoleranz ist als Begleiterscheinung der Erkrankung möglich.

    Behandlung der Zöliakie

    Eine ursächliche Behandlung von Zöliakie existiert zum heutigen Zeitpunkt nicht. Die Krankheit kann nur durch eine strikte glutenfreie Ernährung auf Dauer wirksam bekämpft werden. Alle gängigen Getreidesorten müssen vermieden und durch andere Lebensmittel wie Kastanien, Buchweizen, Sojabohnen oder Quinoa ersetzt werden. Auch Reis, Mais und Hirse enthalten kein Gluten und können in den Speiseplan integriert werden.

    Da in der modernen Lebensmittelindustrie jedoch viele unterschiedliche Produkte in den Fabriken verarbeitet und verpackt werden, sind Kreuzkontaminationen und somit Verunreinigungen möglich. Nicht verunreinigter Hafer wird von vielen Menschen mit Zöliakie gut vertragen, trotzdem zeigt ein erheblicher Prozentsatz der Betroffenen auch auf diese Getreidesorte negative Reaktionen. Die Ernährung von Menschen mit Glutenintoleranz sollte daher zum Großteil aus Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch und Milchprodukten bestehen. Lebt ein Zöliakie-Patient mit im Haushalt, sind strengste Vorkehrungen in der Küche zu treffen, damit es nicht durch Kochgeschirr, Toaster oder Mehlstaub zu Verunreinigungen kommt. Auch in Restaurants muss darauf geachtet werden, dass die Speisen, vor allem Suppen und Saucen gänzlich ohne glutenhaltige Lebensmittel wie Mehl zubereitet wurden.

    Durch eine strikte Einhaltung der glutenfreien Ernährung bessert sich das Befinden meist innerhalb weniger Tage. Nach einigen Monaten hat sich die erkrankte Dünndarmschleimhaut erholt und ist kaum noch von der Oberfläche eines gesunden Dünndarms zu unterscheiden. Auch die Symptome der Hepatitis herpetiformis Duhring gehen mit einer konsequenten Ernährungsumstellung allmählich zurück. Alternativ stehen Medikamente auf Basis von Antihistaminika oder Sulfon zur Verfügung, um die Heilung zu beschleunigen.

    Prävention der frühkindlichen Form der Krankheit

    Zahlreiche Studien und Untersuchungen im Zusammenhang mit Häufungen von Zöliakie-Fällen konnten belegen, dass der Erstkontakt von Babys und Kleinkindern mit glutenhaltiger Nahrung bei gleichzeitigem Stillen einen bestimmten Schutz vor Glutenintoleranz gewährleistet. Die Muttermilch unterstützt das noch nicht gänzlich ausgereifte Immunsystem des Kindes dabei, sich langsam an Getreideprodukte zu gewöhnen. Vor allem bei genetischer Prädisposition des Kindes sollte die Umstellung auf getreidehaltige Beikost langsam und bei gleichzeitigem Stillen erfolgen.

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